Rubus hält den Räuber in Schach

Rubus - Juni 2014
Rubus - Juni 2014

Eigentlich ist der Terrier ein friedlicher Kerl. Am Samstag aber kannte er kein Erbarmen. Beim Überfall versperrte er dem Räuber kläffend den Weg, bis die Polizei eintraf und ihn festnahm - Bericht von Katja Schlegel

 

Achtzig Jahre lang ist nichts passiert. Und jetzt, ausgerechnet im Jubiläumsjahr, stürmte einer am Samstagnachmittag kurz vor Ladenschluss in das Goldschmied-Geschäft Gloor am Rain: ein Räuber mit einem Teppichmesser und einer Rolle Klebeband, um die Angestellten zu fesseln und zu knebeln. Doch der hatte die Rechnung ohne den vierjährigen Airedaleterrier «Rubus» gemacht.

Der treue Kerl, den sonst nichts aus der Ruhe bringt, setzte sich beim Überfall vor die Werkstatttür und kläffte und knurrte den Räuber so lange an, bis die Polizei den Mann festnehmen konnte. «Rubus ist der Held dieser Geschichte, ich bin wahnsinnig stolz auf ihn», sagt Herrchen und Geschäftsinhaber Andreas Vögele. Ohne Rubus wäre der Überfall nicht so glimpflich verlaufen, ist sich Vögele sicher. «Ohne Hund hätte der Mut gefehlt, so zu reagieren.»

Als der stämmige Italiener, der sich am Morgen und Anfang Nachmittag noch durch eine Angestellte hatte beraten lassen, mit dem Messer in der Hand schnurstracks durch den Laden ins Büro lief und «attack!» brüllte, reagierte Vögele wie ferngesteuert.

Mit zwei Händen packte er den Arm des Mannes, stemmte ihn nach oben und schrie so laut nach seinem Hund, dass selbst die Tochter, die im gleichen Haus im fünften Stock wohnt, die Schreie noch hörte.

Während Rubus die Werkstatttür bewachte, stellte sich Vögele in die Ladentür und wartete auf die mittels Alarmknopf angeforderte Polizei.

«Zur Angst kam eine unglaubliche Wut», sagt Vögele. Die Wut spürt er noch heute, und doch kann er schon wieder über das Erlebte lachen. Darüber, wie der Räuber konsterniert im Büro stand, mit den Schultern zuckte und fragte, ob nun die Polizei komme. Und darüber, dass der Mann in seiner aussichtslosen Situation in den Sack mit den Täfeli griff, eines bedächtig auspackte und in den Mund schob – und das Papierli dann artig in den Güsel schmiss.

(az Aargauer Zeitung)